Was ist eine Parontonalerkrankung?

Ein Zahn ist mit seinem Zahnbett im Knochen fixiert wie ein Zaunpfahl im Erdreich. Sind mehr als zwei Drittel im Untergrund verankert, ergibt dies einen sicheren Halt. Ist nur ein Drittel verankert, beginnt der Pfahl zu schwanken. Das gleiche gilt für Zähne.

Parodontalerkrankungen bedeuten, dass die Krankheitszeichen in der Umgebung des Zahnes, im sogenannten Zahnbett, auftreten. 'Parodontium' ist der lateinische Ausdruck für das Weichgewebe und den Knochen, die um den Zahn herum gelagert sind.

Parodontalerkrankungen führen in den meisten Fällen zu einer Knochenauflösung im Bereich des Zahnbettes. Wenn ein Zahn seinen Halt verliert, beginnen die Beschwerden. Der Zahn ist nicht mehr fest und kann nicht mehr ausreichend belastet werden. Die Kaufunktion lässt nach.

Parodontalerkrankungen werden durch bakteriellen Zahnbelag (Plaque) ausgelöst. Der bakterielle Zahnbelag besteht aus einem nahezu unsichtbaren Häutchen auf den Zähnen, besonders im Bereich des Zahnfleischsaumes. Wenn die Plaque nicht vollständig 1 x innerhalb von 24 Stunden entfernt wird, führt sie zu Entzündungen im Zahnfleischgewebe und zu einer Parodontalerkrankung.

Eines der ersten und wichtigsten Symptome einer entzündlichen Zahnfleischerkrankung ist das Auftreten von Blutungen. Blut bedeutet immer Erkrankung, Verletzung, Gewebsschädigung. Das Auftreten von Blutungen im Mund stellt eines der wichtigsten Warnzeichen dar. Belag und Blut im Mund führen zu Mundgeruch und stören das persönliche Wohlbefinden. Darüber hinaus zeigt das Auftreten von Blutungen bereits die beginnende Knochenauflösung an - eines der schwerwiegendsten Probleme der Parodontalerkrankung. Eine der hauptsächlichen Ursachen dafür, dass viele Leute vollkommen sorglos Zahnfleischbluten über Jahrzehnte ertragen und Opfer einer Parodontalerkrankung werden, ist die Tatsache, dass sie den allmählich fortschreitenden Zerstörungsprozess im Zahnbett nicht rechtzeitig erkennen können, da er oft schmerzfrei abläuft.

Selbst mit einem Mundspiegel und bei genauester Betrachtung ist der nicht vorgebildete Patient nicht in der Lage, Krankheitsanzeichen in seinem Zahnfleisch und erst recht nicht im Kieferknochen zu entdecken. Das nur leicht geschwollene und leicht gerötete Zahnfleisch bedeckt den Krankheitsprozess und täuscht dem Patienten eine scheinbare Gesundheit vor. Nicht nur wegen des Mundgeruches, sondern besonders als Signal für die schon meistens fortgeschrittene Parodontalerkrankung ist somit die Zahnfleischblutung als Warnsignal so außerordentlich wichtig.

Wir möchten Sie hiermit über Parodontalerkrankungen informieren. Nur durch die Information und das Verständnis ist es möglich, dass Sie diese Erkrankung beherrschen bzw. sie ganz vermeiden können. Die Erkrankung ist weit verbreitet. Man kann annehmen, dass über 90 % aller Deutschen im Alter über 30 Jahre bereits mehr oder minder von Parodontalerkrankungen befallen sind.

Wie entsteht eine Parodontalerkrankung?

Bakterieller Zahnbelag zerstört Ihren Kieferknochen und bewirkt den Zahnverlust. Er ist deswegen so gefährlich, weil er sich in einer Nische zwischen Zahnfleisch und Zahnhals absetzt und sich wie ein Stoßkeil in das Zahnbett hineinbewegt.

Zucker, Kuchen, Süßigkeiten sowie an Kohlenhydraten reiche Nahrungsmittel schaffen geeigneten Nährboden für die Bakterien, die den Zahnbelag aufbauen. Es entsteht zunächst ein weicher Belag, der - wird er nicht weggeputzt - schon nach kurzer Zeit zu Zahnstein zu erhärten beginnt. An diesem Zahnstein wiederum sammelt sich immer mehr Belag an, der sich allmählich immer tiefer unter das Zahnfleisch schiebt. Das Zahnfleisch wird dabei durch die von Bakterien erzeugten Giftstoffe entzündet. Zahnfleischbluten und Schwellungen treten auf. Die Zahnfleischtaschen vertiefen sich. Das Zahnbett wird angegriffen und zerstört. Tiefe Knochentaschen entstehen. In diesen Knochentaschen sammeln sich immer mehr Bakterien an, die unter dem Schutz des noch den Zahn bedeckenden Zahnfleisches ihre gefährliche Aktivität entfalten. Ein Teufelskreis beginnt. Erst im weiteren Verlauf der Erkrankung beginnt das Zahnfleisch zu schwinden. Der Zahnhals wird entblößt, und der haltgebende Kieferknochen wird abgebaut. Eiter fließt aus den Zahnfleischtaschen. Der Zahn lockert sich. Erst jetzt merkt der Patient, dass eine Erkrankung vorliegt. Häufig besteht zu diesem Zeitpunkt bereits eine Situation, die die Erhaltung der Zähne nur mit Mühen gestattet.

Bei weiter fortschreitender Knochenzerstörung wird der Zahn derart locker, dass er bei der Nahrungsaufnahme von selbst ausfällt oder dass plötzlich intensive Schmerzen das Endstadium der Erkrankung anzeigen. Wird erst jetzt der Zahnarzt aufgesucht, so bleibt ihm meistens nichts anderes übrig, als solch einen Zahn zu entfernen, während eine frühzeitige Behandlung die Erkrankung beherrschbar macht.

Wie kann man Parodontalerkrankungen vermeiden?

Nur diejenigen Menschen, die bereit sind, sich tagtäglich intensiv und effektiv ihre Zähne und ihr Zahnfleisch zu reinigen und dadurch den bakteriellen Zahnbelag und seine Giftstoffe zu entfernen, können erwarten, dass sie keine Parodontalerkrankungen bekommen. Die Vorbeugung von Parodontalerkrankungen besteht darin, dass der Mensch lernen muss, mit neuen und speziellen Wegen seinen Mund, seine Zähne und sein Zahnfleisch zu reinigen. Hier bietet die Industrie eine z.T. unüberschaubare Vielfalt von Hilfsmitteln an. Welche Hilfsmittel bei welchem Patienten geeignet sind, sollte von Prophylaxefachkräften erläutert werden.

All die notwendigen Maßnahmen kann Ihnen ein entsprechend weitergebildeter Zahnarzt (Paradontologe) vermitteln und anbieten. Lassen Sie sich helfen!


Zwei Faktoren bewirken den Zahnverlust:

  • der bakterielle Belag
  • die Nachlässigkeit

Der Patient kann beide Faktoren beherrschen - wenn er will.

Was kann man tun, wenn Zähne schon sehr locker sind?

Wenn die Zähne bereits locker sind und auf Finger- und Zungendruck wackeln, bedeutet dies nur in seltenen Fällen den kurz bevorstehenden Verlust des Zahnes. Vielmehr ist es ein Anzeichen dafür, dass die betroffenen Zähne krank sind. Ein Parodontologe kann Ihnen bei einer genauen Untersuchung der knöchernen Situation des Zahnes mitteilen, was notwendig ist, um die Erkrankung zu stoppen.

Selbst bei sehr lockeren Zähnen kann man mit Hilfe von Schienungen an Nachbarzähnen, gezielter Beseitigung von bakteriellen Belägen und Knochen wiederaufbauenden Maßnahmen einen langfristigen Erhalt dieser Zähne erzielen. Wichtig ist ganz besonders der Zeitpunkt der Therapie. Hierbei gilt: je früher desto besser!

Was kann man bei Zahnverlust tun?

Ist die Erkrankung bereits soweit fortgeschritten gewesen, dass ein oder mehrere Zähne bereits ausgefallen sind oder vom Zahnarzt gezogen werden mussten, ist eine Behandlung der restlichen Zähne dringend empfehlenswert, um weiteren Zahnverlust zu vermeiden.

In vielen Fällen kann normaler Zahnersatz (fest eingeklebte Brücken) die entstandene Zahnlücke ergänzen. Wenn jedoch auch die anderen Zähne bereits durch die Parodontitis erkrankt sind und keine Behandlung erfolgt, kann diese prothetische Versorgung nicht von langer Dauer sein. Selbst Zähne, welche bereits infolge der Krankheit einen reduzierten knöchernen Halt aufweisen, können erfolgreich behandelt werden und im folgenden sehr langfristig festsitzende Brücken tragen.

Ist die Zahnanzahl soweit reduziert, dass eine dauerhafte Befestigung von Brücken an den noch vorhandenen Zähnen nicht mehr möglich ist, kann man einen herausnehmbaren Zahnersatz anfertigen, der einen sicheren Halt und einen guten Kau- und Sprechkomfort bietet.

Für Patienten, die dennoch einen festsitzenden Zahnersatz wünschen, kann mit Hilfe von künstlichen Zahnwurzeln (Implantaten) eine neue Verankerungsmöglichkeit für die Zähne geschaffen werden.

Wie wird eine Parodontalbehandlung durchgeführt?

Eine Parodontalbehandlung wird mit dem Ziel durchgeführt, die Wurzeloberfläche eines erkrankten Zahnes von den schadhaften Bakterien (Plaque) zu befreien. Früher wurde hierzu fast immer eine chirurgische Eröffnung der Zahnfleischtasche notwendig (Zahnfleisch aufschneiden), um die Beläge vollständig mit Handinstrumenten von der Wurzeloberfläche abschaben zu können.

In den letzten Jahren wurden jedoch Instrumente entwickelt, welche durch Vibration in der Lage sind (Ultra- /Schallscaler) auch tief unterhalb des Zahnfleisches die schadhaften Beläge sicher zu entfernen, ohne dass mittels Scalpell das Zahnfleisch eröffnet werden muss. Eine lokale Betäubung des Zahnfleisches und des Zahnes zur Schmerzausschaltung ist jedoch immer noch sinnvoll.

In diesem Zusammenhang wird in letzter Zeit auch häufig über die bakterielle Reinigung der Zähne mittels LASER gesprochen (LASER-Behandlung). Hierzu gibt es jedoch noch nicht genügend wissenschaftlich gesicherte Informationen, die aufzeigen, dass diese Behandlungsart besser und risikoärmer ist als alle anderen heute angewendeten Methoden. Im Gegenteil sollte mehr über die Risiken (Verschmoren der Wurzeloberfläche, Zahnfleischverletzung, Knochenschädigung) aufgeklärt werden, die bei einer falschen Anwendung entstehen können. Aus diesem Grunde ist die Anwendung eines LASERs in der Parodontologie noch nicht empfehlenswert (siehe Stellungnahme der Deutsche Gesellschaft für Parodontologie e. V. unter www.dgparo.de).

Parodontalerkrankungen und Implantate

Künstliche Wurzeln, welche an Stellen von nicht mehr vorhandenen Zähnen in den Knochen eingesetzt werden, nennt man Implantate.

Bei Patienten, die Zahnverluste durch Parodontalerkrankungen erlitten haben, ist der Kieferknochen reduziert. Da jedoch versucht werden sollte, die neuen künstlichen Zahnwurzeln an die Stelle der ehemals vorhandenen Zähne zu platzieren, sind knochenaufbauende Maßnahmen nicht immer unumgänglich. Dies gilt im Besonderen für die Seitenzahnbereiche des Oberkiefers. Dieser Knochenaufbau findet in der Regel direkt mit dem Platzieren der Implantate statt. Bei einem sehr reduzierten Knochenangebot kann es auch notwendig werden, den Knochenaufbau wenige Monate vor der Platzierung der Implantate durchzuführen. Die künstlichen Wurzeln bedürfen einer wenige Monate dauernden Zeit, um vollständig im Knochen festzuwachsen. Dann wird auf diese Wurzel der Zahnersatz geschraubt, mit dem Sie wieder ganz wie früher essen und sprechen können.

Wenn Sie jedoch eine unbehandelte Parodontalerkrankung haben, können auch neue Implantate davon befallen werden. Der oben beschriebene Mechanismus des Knochenabbaus ist für Zähne und Implantate gleich. Aus diesem Grunde ist es zwingend notwendig, dass vor und auch nach einer Einpflanzung von künstlichen Wurzeln Ihr Gebiss auf eine Parodontalerkrankung hin untersucht wird.